Ein unverschuldeter, schwerer Autounfall im April 1981 hat einen Schlaganfall bei mir ausgelöst, der zu einer rechtseitigen Lähmung und Sprachlosigkeit führte. In der ersten Zeit kamen mir keine Wörter in den Sinn, auch die innere Stimme war weg. Allerdings, abgesehen von der Sprache, waren meine Erinnerungen sowie mein Verstand nicht betroffen. Mein Mann Victor hat meinen seltsamen Zustand verstanden, meine Empfindungen gedeutet und mich liebevoll getröstet. Es dauerte Monate, bis ich aufstehen konnte und viele Jahre der intensiven Therapie mit diversen Methoden und Techniken, bis ich imstande war, ein halbwegs normales Leben zu führen. Als Beweis, habe ich hintereinander zwei Selbsthilfegruppen für Halbseitengelähmte jeweils in Kiel und Bremerhaven organisiert. Darauf bin ich besonders stolz!
Auf meinem mühsamen, aber auch erlebnisreichen Weg habe ich viele Erfahrungen gemacht, die ich in meinem Buch beschrieben habe, weil ich Lust dazu hatte. So konnte mein aufgestauter Mitteilungsdrang nach der Verbannung in die Sprachlosigkeit endlich ihren Lauf nehmen.
Meine ersten Schreibversuche
„Bei schönem Wetter trug mich Victor in das Auto die 80 Stufen hinunter und den Rollstuhl hinterher. Dann spazierten wir mit unserem Besuch in der wunderschönen Umgebung von Kiel an Seen entlang, Westensee, Bothkamper See, am Nord-Ostsee-Kanal, und ich bewunderte die Natur, ich bewunderte […]“
„In den folgenden Tagen kam Pat häufig bei uns vorbei. Sie war phänomenal, sprich: Sie war sehr freundlich, liebevoll und behandelte mich wie einen normalen Menschen. Meine rechten Gliedmaßen sprangen zum neuen Leben unter ihren lenkenden Handgriffen an. Ich war begeistert. Während sie mich manipulierte, murmelte sie vor sich hin mit leiser Stimme. […]
„Zum Abschied lud Victor unsere neuen Freunde zum Essen ein: Pat und Gisela, Veronika, Edith, Jörn und Hermann. Er kochte eine indische Mahlzeit. Es brachte ihm sehr viel Spaß zu kochen, so sah ich das. Pat und Gisela hingegen wunderten sich, warum ich nicht kochte. „Didn´t you learn cooking in the occupational therapy?“, fragte mich Pat.[…]
„In den folgenden Tagen kam Pat häufig bei uns vorbei. Sie war phänomenal, sprich: Sie war sehr freundlich, liebevoll und behandelte mich wie einen normalen Menschen. Meine rechten Gliedmaßen sprangen zum neuen Leben unter ihren lenkenden Handgriffen an. Ich war begeistert. Während sie mich manipulierte, murmelte sie vor sich hin mit leiser Stimme. […]
„Die Krankengymnastin Veronika, die mich am Nachmittag behandelte, fragte, ob ich Wassertherapie machen wollte. Ich hatte das Schwimmen schon vermisst. Ich bejahte begeistert und wurde in das 26 Grad warme Wasser geführt. Veronika machte mir Übungen vor, die wie Ballett aussahen. […]
„In den folgenden Tagen kam Pat häufig bei uns vorbei. Sie war phänomenal, sprich: Sie war sehr freundlich, liebevoll und behandelte mich wie einen normalen Menschen. Meine rechten Gliedmaßen sprangen zum neuen Leben unter ihren lenkenden Handgriffen an. Ich war begeistert. Während sie mich manipulierte, murmelte sie vor sich hin mit leiser Stimme. […]
„Auf Anhieb fand er mit seinen Daumen- und Fingerspitzen die Stellen an meinem Arm und an meiner Schulter, wo es mir höllisch wehtat. Es seien Meridianpunkte, erklärte er. Ich schrie, er drückte weiter und schrie mit. Nach zehnminütiger Tortur ließ er los […]
„Meine Krankengymnastin hatte mir nämlich empfohlen, barfuß im Sand zu laufen, um die Gelenke in meinem Fuß zu bewegen. Das Barfußlaufen auf einem normalen Boden bereitete mir Schmerzen, weil mein Fuß sich zur „Faust“ verkrampfte und vorne herunterhing, wenn ich den Fuß hochhob.“
„Mittlerweile (1985) war ich soweit hergestellt, dass wir es wagten, eine Reise zu der Familie meines Mannes in Bhimtal, Indien zu unternehmen. Victor hatte Heimweh. […] Bhimtal liegt im Fußgebirge des Himalajas in Kumaon, unmittelbar westlich von Nepal.“
„Nun begab sich der Priester an meine Behandlung. Zunächst wedelte er mit einem Zweig eines bestimmten Strauchs (Prinsepia utilis) über Arm und Bein, während er monoton Mantras auf Sanskrit murmelte. Er ließ ein Brennnessel-Öl zubereiten […]
„Meine Fotomappe mit den Therapiebildern wurde unter den Zuhörern herumgereicht, während ich von der Rehabilitation in der Schweiz berichtete. Victor und ich waren ein gut eingespieltes Team. Die ersten anderthalb Stunden waren im Nu vorbei. Während der Zigarettenpause fragte ein Student, wie oft wir schon aufgetreten wären.

Antarktis
Hier werden weitere Blog Artikel folgen.
Auf meinem Weg in die Selbständigkeit habe ich viele Erfahrungen gemacht, die andere interessieren könnten:
Damit meine ich die ähnlich Betroffenen, ihre Angehörigen, das medizinische Personal und die Menschen, denen es geschehen könnte. Schließlich sollen in Deutschland 200.000 Personen leben, die unter Sprachlosigkeit (Aphasie) leiden.
Leider gibt es keine Bilder von mir aus der ersten Etappe des Weges aus der Sprachlosigkeit. Ich wusste, dass meine rechte Gesichtshälfte schlaff war und wollte nicht so fotografiert werden. Auch das übliche Krankenhausbild wollte ich verweigern. Mein Mund war derart gelähmt, dass ich aus einer Schnabeltasse trinken musste, und bekam Dampf ins Gesicht geblasen, damit ich nicht austrockne. Meine Stirn war durch tiefe Narben entstellt.
Im nachhinein bedauere ich ein bisschen, dass ich nicht auf meinem Mann Victor gehört habe, der damals vorschlug „vorher“-Bilder zu machen, um nachher zeigen zu können, wie weit ich seitdem gekommen bin. In den ersten Wochen nach dem Unfall ging es mir elendig, denn ich hatte etliche Knochenbrüche zusätzlich zum Schlaganfall. Alle diese Einzelheiten habe ich minutiös in meinem Buch geschildert, um den Beginn des Wegs zu beschreiben.
Mein Mann hat frühzeitig erkannt, dass ich innerlich ganz war, aber dies sprachlich nicht äußern konnte. Es hat Monate gedauert, bis ich einige der Wörter fand, die ich brauchte, um mich auszudrücken.
Empfohlene Informationsquellen:
Stiftung deutscher Schlaganfall-Hilfe: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/start
Bundesverband Aphasie e.V.: https://aphasiker.de/



